Historische Fachwerkanlage

  • erbaut ca. 1800; erste Erwähnung in der Karte von Jean Josef Tranchot 1806/07

  • als Wohnhaus und Weberstube

  • 1979 erworben von Fam. Dammers
    Beginn umfangreicher Sanierungsarbeiten

  • seit 1993 „Schützenswertes Baudenkmal“ als Beispiel der ehemaligen ländlichen Siedlung Geneicken

© Hartmut Vits | Außenansicht der Fachwerkhofanlage mit weiß verputzter Fassade und schwarzem Fachwerk

Geneickener Straße 113, 41238 Mönchengladbach

Das Fachwerkhaus Geneickener Str. 113 ist ein regionaltypisches Wohnhaus des 19. Jahrhunderts.

Es liegt im bis heute ländlich geprägten Geneicken in unmittelbarer Nähe des zentralen Maarplatzes.

Architektur- und Gestaltungsmerkmale

Es handelt sich um ein traufständiges, zweigeschossiges Fachwerkgebäude, entstanden in mehreren Bauphasen, beginnend um ca. 1800. Auf dem über die gesamte Breite gehenden Putzsockel befindet sich im rechten Bauteil ein Ständer-Riegelwerk mit annähernd quadratischen Gefachen. Im mittleren Teil deutet die Balkenkonstruktion auf eine vermutlich nachträglich geschlossene Durchfahrt. Der linke Bauteil liegt unter abgeschlepptem Dach.

Die im Erdgeschoss des rechten Bauteils liegende große Stube wird belichtet von vier, mit Schlagläden zu verschließenden, annähernd quadratischen Fenstern. Im Obergeschoss finden sich hingegen nur zwei Fenster.

An den Hauszugang in mittleren Bauteil schließen sich links zwei Fenster an, ebenso im linken Bauteil, im Obergeschoss zwei bzw. ein Fenster. Auch diese Fenster sind mit Schlagläden zu verschließen.

Die mit Ziegeln ausgemauerten Gefachungen waren ursprünglich naturfarben, der weiße Anstrich ist späteren Datums (etwa Mitte 20. Jh.).

Geschichtliche Daten

Geneicken gehört zu einem der alten Siedlungsplätze in Rheydt. Die Gemeinde-Karte (1819/1820) verzeichnet anstelle des Objektes eine Hofanlage, die Tranchotkarte (1806/1807) weist ebenfalls bereits Bausubstanz nach.

Das Fachwerkgefüge besteht aus zahlreichen zweitverwendeten HöIzern. Anklänge an die Geschossbauweise- (Eckständer des rechten Bauteils) bzw. Stockwerkbauweise (Traufseite des rechten Bauteils), eine nachträglich geschlossene Durchfahrt (mittlerer Bauteil), der Anbau, die Konstruktion des Dachstuhls und die Ziegelsteinausfachung mit den großen Gefachen („Sparfachwerk“) datieren das Gebäude in die 1. Hälfte des 19. Jh. Der große, gut belichtete Raum im EG verweist auf mündliche Berichte, die von dem Gebäude als Weberhaus berichten.

Sowohl im rechten als auch im linken Bauteil führt eine steile Stiege ins Obergeschoss. Auf dem Dachboden, zu dem ursprünglich ebenfalls eine feste Stiege führte, finden sich Reste einer Räucherkammer sowie eine kleine Wohnkammer.
Die bis auf die Weberstube im Erdgeschoss meist kleinen Räume wurden von bis zu vier Parteien bewohnt. Erst in den 70er Jahren des 20. Jh. wurden modernere sanitäre Anlagen eingerichtet. Seit ungefähr 1986 ist es ein Einfamilienhaus und befindet sich in Privatbesitz.

Erhaltungszustand

Original erhalten sind:
– die aus mehreren Bauphasen stammende Baukörperform und die äußere Gestaltung
– die Grundrissstruktur
– Kölner Decken
– Sandstein-Bodenplatten im Flur (Buntsandstein)
– Innenraumtüren
– z.T. alte Dielen

Verändert wurden:
– Fenster modernisiert (Isolierverglasung)
– z. T. neue Bodenbeläge (Dielenbretter)
– die Dacheindeckung
– Anbauten an der Rückseite

Begründung für die Aufnahme in die Denkmalschutzliste

Bei dem Objekt handelt es sich um ein für die Ortslage Geneicken wichtiges Fachwerkgebäude, das den ehemals rein ländlich geprägten Charakter der Siedlung dokumentiert. Durch sein Gefüge und die ehemalige Weberstube im Erdgeschoss belegt es den seit dem 19. Jh. eingetretenen Wandel in der Wirtschaftsstruktur und Lebensverhältnisse am Niederrhein.

Das Objekt wurde daher im November 1973 aus siedlungsgeschichtlichen Gründen (Teil des bis heute ländlich geprägten Geneicken, Dokument einer Stilepoche) als schützenswertes Baudenkmal bewertet.

Literatur/Quellen

C.W. Clasen, Die Denkmäler des Rheinlandes: Rheydt. Rheinland-Verlag/L. Schwann Verlag, 1964
W. Löhr, Rheydt, 1989

Historische Karten

Tranchotkarte 49 (1806/1807)
Preußische Urkarte 4804 (1844)
Gemeinde-Karte Rheydt (1819/1820)
Übersichtskarte Stadt Rheydt (1894/95)

Bildergalerie

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